Man sieht sie überall in Thailand. In Töpfen oder in Rasen gepflanzt, in Klöstern und im großen Palast, vor offiziellen Gebäuden und auch in privaten Gärten. Bäume, die auf den ersten Blick nicht wie natürliche Bäume aussehen, merkwürdige Gebilde, deren skurril verdrehte Äste von grünen Pompons aus Laubwerk gekrönt werden. Die Mai Dat (ไม้ดัด), oftmals fälschlich als Thai Bonsai übersetzt.
Baumkunst in Thailand
Die Tradition der Mai Dat geht auf die Sukothai Periode zurück. Von China beeinflusst wurden miniaturisierte Gärten erschaffen, im Zentrum einen künstlichen Fels, der den Berg Meru symbolisiert. Die Bäume wurden nach strengen Regeln des Yin und Yang erschaffen, die Natur wurde nach menschlichem Ideal geformt. Im Laufe der Ayutthaya Periode veränderten sich die Mai Dat. Sie wandelten sich von natürlich aussehenden Pflanzen in Gebilde, die eindeutig künstlich wirken sollten. Auch war die Größe kein Kriterium mehr und so gibt es heute Mai Dat in jeder Größe. Dies entspricht der künstlerischen Tradition in Siam. Kaum eine der klassischen Künste soll die Realität darstellen, Symbolismus dominiert Tanz, bildende Kunst und Architektur.
Es ist eine aufwendige Kunst einen Mai Dat zu gestalten. Der Gärtner wandelt auf einem schmalen Grad zwischen Natur und Kunst, muss den Geist des Baumes verstehen. Doch trotz aller Kunstfertigkeit gehen viele Schösslinge im Formungsprozess ein, die Zweige des Baums müssen gebrochen werden oder erreichen nicht die idealen Formen.
Leider verstehen sich immer weniger Künstler auf die Gestaltung der Kunstbäume und so wird auch der Erhalt der bestehen Mai Dat immer kostspieliger. Es gibt keine Vereine oder Stiftungen, die sich den Mai Dat widmen und es gibt kaum noch junge Leute, die sich für diese Kunst erwärmen können. Dauert es doch ein halbes Menschenleben, bis ein echter Mai Dat geformt ist und so erfreuen sich in Thailand die japanischen Bonsais immer größerer Beliebtheit.
Wahrscheinlich unter dem Einfluss der ersten Delegation siamesischer Diplomaten an den Hof von Ludwig dem XIV. setzte sich die europäische Kunst der Topiari durch. Hierbei werden die Pflanzen durch bestimmte Schnitttechniken in Form gezwungen, ein weitaus einfacher Prozess, der auch schnell Früchte zeigt und so bevölkern heute Garudas und Elefanten das Straßenbild und zieren die Gärten großer Hotels.